Burgerladen in der Lupi

Hier ein Bericht aus der RHEINPFALZ vom 17.04.2024

Burgerladen zwischen Bordellen

Ein junger Gastronom aus Hamburg hat sich für seinen American Diner einen ungewöhnlichen Standort ausgesucht. In gewisser Weise diente die Reeperbahn als Inspiration. Ein Besuch auf der Rotlichtmeile in der Neckarstadt-West in Mannheim.

VON MANFRED OFER

MANNHEIM. Wer im „19th Street Burger“ essen will, sollte volljährig sein. Der junge Mann, der die Bestellungen aufnimmt, trägt ein T-Shirt mit dem Spruch „Want Beef?“ Das kann vieles heißen. Im Jargon der Straße etwa, ob man Stress haben möchte? Wer draußen vor der Tür mit so einem Spruch kokettiert, erntet unter Umständen genau das. Oder er geht in den Imbiss in der Lupinenstraße, dem Mannheimer Rotlichtviertel in der Neckarstadt-West, und ordert ein saftiges Stück Rind. Die Idee, einen American Diner hier mitten auf der sündigen Meile aufzumachen, hatte ein junger Gastronom aus Hamburg, als er mit einigen ansässigen Geschäftspartnern damit befasst war, Häuser in der Neckarstadt-West renovieren zu lassen. „Uns ist aufgefallen, dass die Handwerker, die für uns gearbeitet haben, immer nur billiges Fastfood gegessen haben“, erinnert sich Vincent Preus (31), den es vor ein paar Jahren nach Mannheim verschlagen hat. Er fand, dass ein Imbiss mit gutem Essen und cooler Atmosphäre ganz gut hierher passen würde. Zuerst habe er darüber nachgedacht, so etwas wie einen „Kiez-Curry“ im Mannheimer Westen aufzumachen. „Ähnlich wie auf der Reeperbahn.“ Nach reiflicher Überlegung hat er sich aber für die Variante mit dem Diner entschieden. Auf der Suche nach einer Location sei er dann auf diese alte Garage gestoßen, die sich als perfekt für seinen Traum erweisen sollte. Einziger Knackpunkt, könnte man meinen: der Standort im Rotlichtviertel. Doch nicht für den Jungen aus Hamburg, der für seine Idee brannte. Die Gäste gehen ein und aus an diesem Abend.

Rindfleisch und Fritten

Mehr als 100 Prostituierte sollen in der Lupinenstraße arbeiten, die sich mitten in einem Wohnviertel befindet. Unumstritten war die Bordellgasse in ihrer über 100-jährigen Geschichte nie. „Zutritt für Jugendliche unter 18 Jahren verboten“ steht auf einem Schild an einer der Sichtblenden am Eingang. Dahinter rechnet man mit fast allem, doch nicht mit einem klassischen Diner im Neonlicht. Der junge Mann, der die Bestellungen aufnimmt, dreht sich um und geht an einen anderen Tisch, an dem zwei Geschäftsleute im Anzug warten. Es riecht nach gegrilltem Rindfleisch, Fritten und hausgemachten Saucen. Alles werde, so versichert man, mit regionalen Produkten zubereitet. Die Verbundenheit mit seiner neuen Wahlheimat ist dem Hausherren ein sehr großes Anliegen. Darum würden auch jedes Jahr eine Tonne Nudeln als Spende an die Tafel in der Neckarstadt West und an ansässige Vereine gehen. „Wir sponsern alle Eishockey-Nachwuchs-Teams in Mannheim“, fügt Vincent Preus hinzu. Ein Hip-Hop-Sound liegt in der Luft. Die Burger auf der Karte tragen die Namen von Sängern, die in den 1990er-Jahren das Genre in den USA groß gemacht haben: „Method Man“, „2 Pac“ und „Fat Joe“.
Weiterer Laden geplant

Die Granden hängen in gerahmten Bildern an den Wänden. Sie haben einen schwarzen Balken vor den Augen, auf dem in weißen Lettern steht: „Want Beef“. Das Mantra soll schon bald die ganze Stadt kennen. Vincent Preus denkt bereits weiter. Im Mai eröffnet er im O-Quadrat am Wasserturm den zweiten „19th Street Burger“. Um einiges größer soll das neue Restaurant in bester Lage werden. Zur Opening-Party haben sich schon Prominente aus den USA angekündigt. Größen wie „Mr. Teep“, der Tour-Manager des Weltstars „50 Cent“, der hier in der Lupinenstraße auch schon in einen Burger gebissen haben soll. Und wer weiß? Vielleicht schaut der Rapper dann ja auch vorbei. Dafür hat Mauri Rossini (53) seine Kontakte spielen lassen. Vincent Preus hat ihn für die Promotion seines Projekts mit an Bord geholt, da der Geschäftsmann aus Mannheim seit Jahren mit Stars der Hip-Hop-Szene zusammenarbeitet. Zur selben Zeit stehen ein paar junge Typen vor dem Laden und rauchen. Auf der anderen Straßenseite bleibt ein Mann vor einem Fenster stehen. Eine Prostituierte redet auf ihn ein. Am Ende geht er zu ihr hinein. Wenige Minuten später überqueren zwei junge Männer die Straße und betreten den Diner. Filipo und Davide sind öfter hier. „Am Wochenende vor allem“, bemerkt Filipo. „Das ist ein cooler Laden“, meint Davide, der gerade alt genug ist, um hier sein zu dürfen. Je später der Abend, desto voller wird es. Ahmer und seine Freunde Gabriel, Lukas und Paul möchten mit einem deftigen Burger in den Feierabend starten. Sie kommen gerade von der Arbeit. Auf die Location seien sie durch die vielen guten Bewertungen im Internet aufmerksam geworden. Ahmer: „Bei unserem ersten Besuch spielte natürlich auch die Neugier auf diesen ungewöhnlichen Standort eine Rolle.“ In dem Moment betritt eine junge Frau im Bademantel das Nachbarhaus. Einige Gäste schauen ihr für einen Moment nach – und essen weiter.

 

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